Stipendien für Mediziner

Was versteht man unter einem Stipendium?

Das Wort stipendium kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie “Zahlung eines Betrags, Sold, Löhnung”. Ein Stipendium stellt also eine finanzielle Förderung dar. Heutzutage kann die Förderung aber auch aus Sachwerten bestehen (ideelle Förderung). Wer genau förderungsfähig ist, ob z.B. Studenten, (Jung-)Wissenschaftler oder Sportler, ist dem jeweiligen Begabtenförderungswerk überlassen, also der Institution, das Stipendien an die Begünstigten freiwillig vergibt. Fest steht, dass man besondere Anforderungen erfüllen muss, um ein Stipendium zu erhalten. Die meisten Begabtenförderungswerke in Deutschland sind i.d.R. private Stiftungen des bürgerlichen Rechts, welche eine bestimmte Vermögensmasse zweckgebunden verwalten.

Welche Arten von Stipendien gibt es?

Zum einen können wir Stipendien nach dem Förderungszweck abgrenzen: Neben den gemeinhin bekannten akademischen Stipendien für Forscher und Studenten gibt es eine ganze Reihe anderer zweckgebundener Stipendien. So gibt es Auslandsstipendien, Promotionsstipendien, Sportstipendien, Sprachstipendien, Reisekostenstipendien, Kunststipendien usw. Die Liste lässt sich je nach Zielsetzung nahezu unendlich fortsetzen.

Zum anderen können Stipendien nach dem Umfang der Leistung in Voll- und Teilstipendien unterschieden werden. Ein Vollstipendium deckt die gesamten Lebenshaltungskosten. Es kann also als sehr großzügige Zahlung angesehen werden, um sich mit voller Muße seinem Studium oder seiner sonstigen Tätigkeit zu widmen. Ein Teilstipendium stellt lediglich einen Zuschuss dar.

Eine Sonderstellung genießen die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung deutschlandweit geförderten Stipendienprogramme des Aufstiegs-, Weiterbildungs- und Deutschlandstipendiums.

Welche Stipendien gibt es speziell für Mediziner?

Neben klassischen Promotionsstipendien mit einer satten monatlichen Förderung, die sich meist über die Dauer von einem Jahr mit Option auf eine einjährige Verlängerung erstreckt, setzen sich die Stipendienprogramme für Medizinstudenten in erster Linie aus einer höchst variablen finanziellen Förderung zusammen. Diese kann bei monatlichen 100 Euro anfangen und bis in den vierstelligen Bereich pro Monat reichen (äußerst selten). Hinzu können je nach Studienphase unterschiedliche Angebote in Sachwerten kommen, wie z.B. unterstützende Maßnahmen zur Prüfungsvorbereitung, Reisekostenzuschüsse für Fortbildungsveranstaltungen, kostenlose Teilnahmemöglichkeiten an Kursen zur Erlangung fachfremder Skills, persönliche Begleitung durch Mentoren oder kostenlose Wohnmöglichkeiten in klinikeigenen Apartments. Stipendiaten profitieren nicht zuletzt auch von dem Netzwerk des jeweiligen Förderungswerkes. Die Art der Förderung hängt jedoch stark vom Stipendiengeber ab. Auch die Förderungsdauer ist hoch variabel. Das bereits erwähnte Aufstiegsstipendium sowie das Deutschlandstipendium vom Bundesministerium für Bildung und Forschung können für Mediziner ebenfalls interessant sein.

Wer bietet Stipendien für Mediziner an?

Die förderungsfähigen Institutionen für Mediziner beschränken sich keineswegs auf die bereits erwähnten Stiftungen. Klinikkonzerne und -betriebe vergeben mittlerweile vermehrt Stipendien an Medizinstudenten, aber auch Landesbehörden in den Landkreisen oder die Kassenärztlichen Vereinigungen in den Bundesländern bieten Stipendienprogramme an. Schaut doch einfach mal beim Stipendienlotsen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorbei. Der Link führt zu einem für euch zugeschnittenen Filter, den ihr aber gerne noch verändern könnt.

Doch Vorsicht ist geboten: Während Stiftungen meist keine Gegenleistung verlangen, sind die Stipendienprogramme von Kliniken oder politischen Institutionen des Öfteren an Bedingungen oder sogar Rückzahlungspflichten geknüpft. So verlangen z.B. Kliniken im Gegenzug zur erhaltenden Förderung bestimmte Famulatur- oder PJ-Zeiten im eigenen Haus. Typische Formulierungen sind auch: “Sie müssen die erhaltene Fördersumme nicht zurückzahlen, wenn Sie im Anschluss an Ihr Studium drei Jahre bei uns arbeiten oder die Weiterbildung zum Facharzt absolvieren.” Die Landesbehörden und Kassenärztlichen Vereinigungen zielen eher darauf ab, dass man im Anschluss an sein Studium in ländlichen Gebieten ärztlich tätig wird (meist für den Fachbereich Allgemeinmedizin), damit dortigen Versorgungsengpässen entgegengewirkt werden kann. Ob diese vertraglichen Bindungen gut oder schlecht sind, kommt ganz auf einen selbst an. Manch einer fühlt sich dadurch seiner beruflichen Entscheidungsfreiheit beraubt, ein anderer freut sich über die Planungssicherheit in Ausbildung und Beruf.

Wie sind die Voraussetzungen?

Als Grundvoraussetzung einleuchtend für ein Stipendium während des Studiums ist der Status als immatrikulierte/r Studierende/r der Humanmedizin oder als Abiturient/in, der/die im Vergabejahr des Stipendiums ein Medizinstudium beginnen möchte. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten: Jedes Programm hat darüber hinaus seine individuellen Eignungsvoraussetzungen, wie z.B. einen bereits vorhandenen Studienfortschritt, einen PJ-Platz in einer bestimmten Fachabteilung einer Klinik, gute Prüfungsnoten, Leistung vertraglicher Pflichten nach Förderungszeit, Promotionsvorhaben in einer bestimmten Fachrichtung u.v m. Wenn ihr im Stipendienlotsen recherchiert, werdet ihr bestimmt einige Stipendienprogramme finden, die zu euch passen.

Bei klassischen Begabtenförderungswerken liest man häufiger von ehrenamtlichem oder sozialpolitischem Engagement als Voraussetzung. Es schadet sicher nicht, solche Referenzen vorweisen zu können. Lasst euch jedoch gesagt sein, dass in den Stipendienprogrammen der Kliniken oder Länder äußerst selten davon die Rede ist. Etwas zugespitzt formuliert: Ihr müsst also nicht die gleich die Welt retten, um ein Stipendium zu erhalten.

Muss ich ‚‚hochbegabt” sein?

Als Destinatär/in, also Begünstigte/r eines Stipendiums für ein Medizinstudium, musst du nicht hochbegabt sein. Entscheidend ist, ob das gewünschte Profil des Förderungswerkes, der Klinik oder des sonstigen Stipendiengebers zu dir passt. Sicher gibt es insb. bei Förderungswerken, die an der Schnittstelle zu den klassischen Naturwissenschaften und der Grundlagenforschung agieren, hier und da hochkompetitive Auswahlverfahren. Diese stellen aber nicht die Mehrheit.

Das Auswahlverfahren – Wie läuft es ab?

Das Auswahlverfahren findet meist in einem mehrstufigen Verfahren statt. Durch Sichtung der Bewerbungsunterlagen (Anschreiben; Lebenslauf, gern auch mal ausführlich in Textform; oft Motivationsschreiben) wird i.d.R. eine erste Vorauswahl getroffen. Üblicherweise erfolgt danach eine Einladung zu einem Auswahltermin. Dieser besteht regulär aus einem Auswahlseminar in Gruppenform, einem individuellen Auswahlgespräch oder aus der Kombination von beidem. Kliniken verlangen sogar ab und an eine mehrwöchige Hospitation in deren Häusern, bevor es abschließend an die Endauswahl geht.

Kurz und knapp: Es gibt unzählige Stipendienangebote für Mediziner. Nutzt also die Chance und bewerbt euch doch einfach mal bei einer Stiftung, Klinik oder sonstigen Stipendiengebern, sofern die Kriterien zu euch passen. Dafür braucht ihr meistens weder hochbegabt noch sozialpolitisch oder ehrenamtlich engagiert sein.