Servus! Medizin studieren in Österreich

Trotz der geographischen Nähe und der gleichen Landessprache gibt es einige Unterschiede zwischen dem Medizinstudium in Österreich und Deutschland. Das beginnt bei der Bewerbung für einen Studienplatz und zieht sich über das praktische Jahr bis hin zur Weiterbildung (in Österreich “Turnus” genannt).

Wer sich für ein Studium in Österreich entscheidet, zahlt zumindest an den staatlichen Universitäten keine Studiengebühren. Die Plätze werden dort nicht nach dem NC, sondern durch den Aufnahmetest MedAT vergeben, der eine geringe Gebühr kostet. Aus diesem Grund gibt es jedes Jahr eine steigende Anzahl deutscher und anderer ausländischer Bewerber und somit eine zunehmende Konkurrenz (wobei die Pflicht-Österreicher-Quote bei 75% liegt).

Insgesamt dauert ein Medizinstudium in Österreich 12 Semester und damit genau so lange wie in Deutschland. Es ist in drei Abschnitte gegliedert: Der erste Abschnitt dauert 2 Semester, der zweite Abschnitt 6 Semester (2 Jahre) und der dritte Abschnitt 4 Semester (2 Jahre).

Die vier staatlichen Universitäten befinden sich in Wien, Graz, Innsbruck und Linz. Die drei privaten Unis sind die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg, die Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems und die Sigmund Freud Privatuniversität in Wien. Diese drei privaten Unis bieten teilweise auch andere Studienabschlüsse an (Studiengänge mit Bachelor- oder Master-Abschluss).

Besonderheiten der jeweiligen Universitäten

Wien


An der Uni Wien wartet auf dich nicht nur die größte medizinische Fakultät Österreichs, sondern auch die größte Uniklinik Europas! Sie bietet den Diplomstudiengang Humanmedizin an (Abschluss Diplomarbeit und Erlangung des Titels “Dr. med. univ.”) und stellt dafür 740 Studienplätze zur Verfügung. Das erlernte Wissen, dessen Inhalte blockweise unterrichtet werden, wird insgesamt fünfmal durch sogenannte SIP-Prüfungen am Ende eines Jahres in Form von Multiple-Choice-Fragen kontrolliert.

Seit 2015 kann man in Wien auch an der privaten Sigmund Freud Universität Humanmedizin studieren. Für den Bachelor- oder Master-Studiengang (180 Studienplätze) ist das Bestehen eines internen Aufnahmetests erforderlich. Die Kosten belaufen sich jedoch auf 12.500 Euro pro Semester. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums darf der Titel “Dr. med. univ.” geführt werden.

Graz


Die medizinische Fakultät Graz hat 360 Studienplätze. Auch hier wird der Stoff modulweise vermittelt und im Anschluss geprüft. Die Dauer der drei Studienabschnitte beträgt hier 2 und 4 Jahre sowie 1 Jahr. Der Studienabschluss erfolgt mit einer Diplomarbeit und der Erlangung des Titels “Dr. med. univ.”.

Innsbruck


Die Medizinische Universität Innsbruck stellt aktuell 360 Studienplätze zur Verfügung. Der Unterrichtsstoff des Diplomstudiengangs wird modulweise in Form von mehreren Prüfungen pro Jahr abgefragt. Die Aufteilung der 3 Studienabschnitte unterscheidet sich in Innsbruck leicht von den anderer Universitäten (1, 2 und 3 Jahre pro Abschnitt).

Salzburg


In Salzburg beträgt die Dauer an der privaten Paracelsus Universität nur 5 Jahre. Die Kosten belaufen sich auf 14.700 Euro pro Jahr. Ein weiterer Standort dieser Universität befindet sich in Nürnberg. Für die insgesamt 75 Studienplätze pro Jahr gibt es einen internen dreistufigen Aufnahmetest. Der Studienabschluss mit dem Titel “Dr. med. univ.” ist  gleichwertig zu einem Abschluss einer staatlichen Universität. Während des Studiums in Salzburg ist es außerdem Pflicht, das USMLE Step 1 (amerikanisches Examen) abzulegen.

Krems


Seit 2013 kann man in Krems Medizin studieren. Der Studiengang besteht aus dem englischsprachigen Bachelorstudium „Medical Science“ (6 Semester) und dem anschließenden deutschsprachigen Masterstudium „Humanmedizin“ (6 Semester).
Für die Zulassung zu einem der 114 Studienplätze muss ein interner, zweistufiger Aufnahmetest bestanden werden. Die Studiengebühren liegen bei 16.000 Euro pro Jahr. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums darf der Titel “Dr. med. univ.” geführt werden, der gleichwertig zu einem Abschluss einer staatlichen Universität ist.

Linz


Seit dem Jahr 2014 kann man auch in Linz mit einem Bachelor- oder Master-Abschluss Medizin studieren. Das Studium erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Universität Graz, an welcher die ersten zwei Jahre der Grundausbildung stattfinden. Da sich dieser Studiengang zurzeit noch im Aufbau befindet, stehen momentan nur 120 Plätze zur Verfügung. Außerdem erfolgt an dieser Uni ein eigener Aufnahmetest.
Den Abschluss des Studiums bildet eine Masterarbeit und die Verleihung des Titels: “Dr. med. univ.”

Das Beste kommt zum Schluss…

In den letzten beiden Semestern,  bei sechsjährigem Studium dem 11. und 12. Semester entsprechend, gilt es in Österreich wie auch in Deutschland das Praktische Jahr abzuleisten, hier Klinisches-Praktisches Jahr genannt (KPJ). In diesem Jahr erlernen die Studenten, die für die ärztliche Tätigkeit notwendigen praktischen Fähigkeiten in einem Lehrkrankenhaus. Das praktische Jahr wurde in Österreich erst vor wenigen Jahren eingeführt und dauert insgesamt 48 Wochen. Je nach Universität ist es unterschiedlich organisiert. Es besteht jedoch immer aus drei Pflichtmodulen: Identisch zum deutschen Praktischen Jahr beinhaltet es Innere Medizin und Chirurgie für jeweils 16 Wochen. Das dritte Pflichtmodul kann an einer (16 Wochen) oder zwei Kliniken abgeleistet werden (2×8 Wochen). Bei einem Tertial-Splitting besteht auch die Möglichkeit, 8 Wochen in einer allgemeinmedizinischen Praxis zu arbeiten und ein zweites Wahlfach zu wählen.

Ein Teil des KPJ darf im Ausland abgeleistet werden. Wie auch in Deutschland muss es sich bei dem Ausbildungskrankenhaus für die Anerkennung um eine Uniklinik oder ein Lehrkrankenhaus handeln.

In Österreich wurde ein einheitliches Lehrcurriculum („Österreichischer Kompetenzlevelkatalog für Ärztliche Fertigkeiten“) entwickelt, anhand dessen die zu erwerbenden Fähigkeiten im Rahmen von Logbüchern in drei Kompetenzlevel eingeteilt werden können: Famulatur-Reife, KPJ-Reife und Approbationsreife. Zur Vermittlung dieses Wissens soll aktiv und selbstständig am Klinik-Geschehen teilgenommen werden („task based learning“).
Darüber hinaus hat jede Uni noch ihre eigenen Besonderheiten für das KPJ. An der medizinischen Fakultät der Uni Wien sind dies z.B. Mentoren, die die Studenten während der Zeit in der Klinik begleiten.

Grundsätzlich gibt es auch in Österreich Splitting-Möglichkeiten. Sie werden jedoch wie auch in Deutschland intern durch die jeweiligen Unis festgelegt. Das Gleiche gilt für das Wahlfachangebot und die PJ-Einstiegstermine.

Die Bewerbung erfolgt über die jeweilige KPJ-Kontaktperson einer jeweiligen Abteilung. Eine Liste akkreditierter Kliniken findest du auf der Website der jeweiligen Universität.